Ex-Kommandant geht unter die Autoren

Thomas Westhauser widmet dem verheerenden Brand ein Buch

Quelle: Südfinder vom 21.. Juli 2021 „Menschen der Woche“

Schwäbische Zeitung Ausgabe, Freitag 16. Juli 2021

Der Autor mit seinem Werk: Thomas Westhauser hat den Schlossbrand dokumentiert.

Von Michael Hescheler

Sigmaringen

Das Buch ist nicht nur etwas für Feuerwehrverrückte, schreibt Thomas Westhauser in seinem Vorwort. Es ist nicht übertrieben, den Autor als Feuerwehrverrückten zu bezeichnen, denn der jahrelange Kommandant der Sigmaringer Wehr hat sich nach seinem Ausscheiden verstärkt der Forschung und Geschichtsschreibung verschrieben.

Wer aus seiner Feder ein staubtrockenes, faktenüberladenes Fachbuch erwartet hat, der irrt. Westhausers Schreibstil ist gut zu lesen. Zudem ist es dem Autor gelungen, die Feuerwehrspezifika so zu beschreiben, dass auch Nicht-Feuerwehrverrückte die Chance haben, sie zu erfassen.

Bis in dem Buch das Schloss brennt, dauert es eine ganze Weile: Ab Seite 66 beschreibt Westhauser, wie der Brand am 17. April 1893 entstand und warum er sich derart rasant ausbreitete.

Zu Beginn seiner Ausführungen räumt Westhauser eine Legende beiseite. Richtig ist, dass Elektroarbeiten im Schloss der Auslöser für den Brand waren. Falsch ist, dass einem Handwerker Lötzinn hinter eine Tapete getropft sei und die Hitze unbemerkt den Brand ausgelöst habe.

Nach ausgiebiger Lektüre damaliger Zeitungsberichte ist sich Westhauser sicher: Ein Elektriker entzündete mit seiner Lötlampe Materialien wie Spreu und Abfallstoffe, die sich im Zwischenraum einer Decke befanden. Da es sich um leicht brennbare Materialien handelte, breitete sich das Feuer in Windeseile im Dachstuhl aus. Die Hohenzollern’sche Volks-Zeitung, ein Vorläufer unserer Zeitung, hatte ursprünglich eine umgefallene Benzinflasche als Auslöser des Brandes ausgemacht, revidierte diese Einschätzung aber drei Tage später wieder.

Wahr ist, dass die Versorgung mit Löschwasser lange Zeit nicht so war, wie sie hätte sein müssen, um etwas gegen die Flammen ausrichten zu können. Dies hing damit zusammen, dass die Löschgeräte des Fürsten und die der Stadt unterschiedliche Kupplungen hatten und deshalb nicht kompatibel waren. Doch dabei handelte es sich nicht um eine Lex Sigmaringen. „Es sollte danach noch Jahrzehnte dauern, bis es in Deutschland eine einheitliche Norm gab.“ Seit 1936 gibt es die Reichsnormkupplungen und die bis heute geläufigen A- bis D-Rohre. Mit einer Eimerkette das erforderliche Löschwasser aufs Schloss hinauf zu transportieren, hält Westhauser für gänzlich unmöglich. Über Druck- und Saugspritzen sei es gelungen, eine Wasserversorgung aufzubauen, allerdings mit mehrstündiger Verspätung.

Was Westhauser als großen Erfolg wertet: Zwar fiel das Hochschloss den Flammen zum Opfer, aber der Mittelbau konnte gehalten werden, weil die Feuerwehr den französischen Speisesaal gegen das herannahende Feuer verteidigte. Dies gelang, in dem die Türe mit Blech verstärkte und mit Wasser gekühlt wurde, um die Flammen abzuhalten. Mitarbeiter des Fürsten und freiwillige Helfer brachten zudem Kunstgegenstände in Sicherheit, weshalb sich der Schaden hier in Grenzen hielt.

Neben Zeitungsartikeln wertete Westhauser die Chroniken von Feuerwehren aus und entdeckte Details, die auch historisch Interessierten nicht geläufig sein dürften: Die 75 Mann der Feuerwehr Mengen nahmen einen Sonderzug, um nach Sigmaringen zu gelangen. Sogar die Riedlinger Kollegen halfen aus, weshalb Westhauser bei insgesamt zehn aushelfenden Wehren davon ausgeht, dass bis zu 600 Mann im Einsatz waren.

Das Titelbild muss vor dem 21. April 1893 entstanden sein, weiß Westhauser, denn aus der Ruine ragt verlassen ein Kamin, der an besagtem Tag bei Aufräumarbeiten einstürzte. Das Titelbild ist genau genommen eine Fotomontage, denn im Hintergrund des Schlosses brennt es lichterloh. Flammen, die 2014 in Laiz aus Holzbaracken schlugen.

Westhauser kann wunderbar Geschichten erzählen: Er berichtet über die Tatsache, dass Fürst Leopold im Nachgang des Feuers die richtigen Schlüsse gezogen habe. „Trotz höherer Kosten hat er sich für eine Reihe von Verbesserungen des Brandschutzes entschieden.“ Wie Westhauser die Gefahr einer Wiederholung des Schlossbrandes auch vor dem Hintergrund des Brandes von Notre-Dame in Paris einschätzt, beschreibt er seinem Schlusskapitel.

Das Buch „Es brennt im Schlosse“ ist im Eigenverlag erschienen. Wer Interesse hat, kann es im Schlossshop zu den üblichen Öffnungszeiten kaufen. Der Preis lehnt sich an die Jahreszahl des Großereignisses an, folglich kostet das Buch 18,93 Euro.

Von Sigmaringen nach Boll – Was eine alte Feuerwehrspritze alles zu erzählen weiß

Nun ist unser Bericht auch in der Brandhilfe, Ausgabe 03/21, S. 28-30 erschienen! Nach der Berichterstattung in der örtlichen Presse, kam von einem nun mehr pensionierten Kollegen von Thomas Jauch Hechingen dem früheren Leiter des Ordnungsamtes Hechingen und auch zuständig für die Feuerwehr, Herr Bangert, die Anmerkung, diesen interessanten Artikel auch in der Fachpresse zu veröffentlichen. Die ersten positiven Reaktionen kamen schon nach der Veröffentlichung in der Brandhilfe. An dieser Stelle herzlichen Dank an Herrn Jochen Bangert für den Hinweis! Quelle: Brandhilfe 03/21

Gastvortrag im Studiengang Facility Management: Brandschutz bedeutet Leben retten

Sigmaringen. Facility Manager sorgen für die Nachhaltigkeit von Immobilien und nehmen Betreiberverantwortung wahr. Dabei hat der sachgemäße und rechtskonforme Brandschutz im Rahmen der Bewirtschaftung von Gebäuden herausragende Bedeutung.
Für die praxisgerechte Vertiefung dieser Inhalte im Studiengang Facility Management war Thomas Westhauser, Leitender Hauptbrandmeister der freiwilligen Feuerwehr Sigmaringen, als Referent zu Gast an der Hochschule. Auf Einladung von Studiendekan Prof. Dr. Markus Lehmann und Praktikantenamtsleiter Prof. Dr. Martin Brillinger stellte Thomas Westhauser den Studierenden des vierten und sechsten Semesters die vier Säulen des Brandschutzes vor. In spannenden drei Stunden informierte er zu den Teilbereichen baulicher, anlagentechnischer, organisatorischer und abwehrender Brandschutz. Die ersten drei Felder bilden dabei zusammen den vorbeugenden Brandschutz.
Gleich zu Beginn wurde deutlich, welch fatale Wirkung Brände in Unternehmen haben können. Neben möglichen schweren Verletzungen und im schlimmsten Fall dem Tod von Menschen kommt es stets zu erheblichen materiellen Schäden. Dabei bleibt zunächst häufig außer  Betracht,        dass bis zur Wiederherstellung der Gebäude und Einrichtungen längere Zeit verstreicht. Der damit verbundene Produktionsausfall führt zum Verlust von Auftragen und Kunden. Nicht selten ist dies mit dem endgültigen Aus des Unternehmens am Markt verbunden.
Bei Beachtung der Vielfalt an rechtlichen Vorgaben lassen sich Brände vermeiden bzw. wirkungsvoll und rasch bekämpfen. Wichtig dabei ist das vorbeugende Zusammenwirken baulicher, technischer und organisatorischer Maßnahmen wie auch deren Abstimmung mit dem Einsatz der Feuerwehr bei der Brandabwehr.
So reicht es nicht, bei Bauteilen auf Baustoff- und Feuerwiderstandsklassen zu achten und gebäudegemäße Brandmelde-, Brandlösch- und Entrauchungsanlagen zu installieren. Auch deren Funktionstüchtigkeit ist durch regelmäßige Wartungen und Prüfungen sicherzustellen. Organisatorisch gilt es zu gewährleisten, dass Brandschutztüren und –tore geschlossen bleiben und nicht aus Bequemlichkeit durch Verkeilen offen gehalten werden. Ebenso zu vermeiden ist, dass Flucht- und Rettungswege durch abgestellte Gegenstände versperrt werden.
Mit seiner umfassenden Praxiserfahrung, ergänzt durch eindrucksvolle Videosequenzen wie der Reportage zum verheerenden Brand am Düsseldorfer Flughafen in 1996, trat Thomas Westhauser mit den Studierenden in den Dialog und vermittelte ihnen viele wertvolle Tipps.

Quelle: Autor: Prof. Dr. Markus Lehmann
Bilder: Hochschule